Namibia ganz nah - 4 Wochen unterwegs im Bushcamper - Teil 2

Im zweiten Teil unseres Reiseberichts machen wir uns auf den Weg zum Mesosaurus Fossil Camp, wo uns eine fantastische Landschaft mit wunderschönen Köcherbäumen, sowie neue kleine Freunde erwarteten.

 

 

 

20.5. Mesosaurus Fossil Camp

 

Nach dem Frühstück, auf unserer Campsite bei der Bagatelle Kalahari Ranch, machten wir uns gegen halb 10 Uhr auf den Weg über Mariental und Keetmanshoop zum Mesosaurus Fossil Camp, unserer nächsten Campsite. Wir hielten in Mariental und gingen einkaufen.  Einer von uns blieb sicherheitshalber im Auto sitzen, was sicher auch gar nicht so schlecht war, da einige komisch aussehende Personen ihre Runden über den Parkplatz drehten. Wir fuhren weiter, die Landschaft wurde zusehends karger und felsiger. In Keetmanshoop hielten wir nochmal an, weil wir festgestellt hatten, dass wir unser Ladekabel fürs ipad zuhause vergessen hatten. Außerdem gingen wir zur Bank und holten Geld. Beim ATM der FNB-Bank waren wir dann positiv überrascht, weil sich hier Wachpersonal aufhielt. Wir holten 2x 1000 NAD und fuhren zum MTC-Laden, der aber leider schon zu hatte (Samstag). Tom ging nochmal kurz in den Supermarkt,  weil wir Äpfel vergessen hatten. Dann ging es weiter und nach kurzer Teerstrecke auf einer Gravel Road zum Camp.

 

 

Dort angekommen war niemand an der Rezeption. Wir schauten ein wenig Hilfesuchend durch die Gegend. Auf einmal kam uns ein alter dürrer Mann mit Hut und Hund im Blaumann entgegen und versuchte, uns ohne Englischkenntnisse etwas mit Händen und Füßen klar zu machen. Wir kapierten: Keiner da! Wir sollten einfach zum Camp fahren, denn zumindest ein zahnloses "Busscamp" konnten wir verstehen. Wie wir später erfuhren, waren wir gerade Simon begegnet. Er öffnete uns das Tor und wir fuhren den Weg - ein paar Kilometer lang zu den Campsites. Zwei der Stellplätze lagen direkt an großen Bäumen mit riesigen Webervogelnestern. Einer der Stellplätze war besetzt mit Campingstühlen und einem Tisch, so dass wir uns natürlich ganz schnell an den anderen Baum stellten. Die Fahrt unter dem Baum hindurch (nein, natürlich nicht unter dem Webervogelnest durch) fand unser Dach leider nicht so angenehm.  Da war unsere Einschätzung, wie hoch der Bushcamper war, leider nicht ganz richtig gewesen. Zum Glück hatte weder der Baum noch unser Solarpanel etwas abbekommen.

Das Webervogelnest am Baum war ein ständiger Quell höchster Aktivität.  Es quietschte nur so und ständig flogen die Webervögel im Tiefflug mit Insekten oder Grashalmen rein oder raus. Herrlich. Wir nutzten die tief stehende Sonne wieder, um ein paar Ankunfts-Fotos zu machen. Auch ein paar der umliegenden Köcherbäume, für die wir hergekommen waren, machten sich gut im Sonnenuntergang. Die Vorfreude auf die nächsten Tage stieg minütlich. Danach machten wir Feuer und durch die neu gekaufte Holzkohle ließ sich das auch endlich gut an, Maiskolben und Fleisch darauf, Zwiebel in die Glut und wir hatten nach einer halben Stunde ein leckeres Mahl zubereitet. Endlich war es auch abends etwas länger wärmer, so dass wir nicht so schnell einfroren. Trotzdem ging es wieder relativ früh ins Bett. Zum Sonnenaufgang wollten wir wieder unterwegs sein und Köcherbäume fotografieren.

Unser Elektronikkrempel im Auto beim Aufladen.

 

 

Ein Singhabicht, wie sie uns noch sehr häufig während unserer Reise begegnen sollten.

 

 

Ein großes Webervogelnest!

Normalerweise begrenzt die Tragfähigkeit des Baumes an dem das Nest gebaut wurde die Größe, denn irgendwann gibt ein Ast nach. Dieser "Baum" jedoch dürfte noch lange halten!

 

 

Ein Gefühl von Weite macht sich breit und bald war auch Schluss mit Asphalt und wir nahmen die ersten Kilometer Gravel-Strecke unter die dicken Reifen.

Der Allradantrieb wurde ab hier nur noch selten deaktiviert.

 

 

Unser Platz im Mesosaurus Fossil Camp.

 

 

Die ersten Fotos der Köcherbäume.

 

 

 

21.5. Zweiter Tag Mesosaurus Fossil Camp

 

Raus aus den Federn, rein in die robusten Klamotten und Wanderschuhe. Dann durch das Gras zu den Köcherbäumen und los ging es. Köcherbaum vorne und hinten - mit Sonnenaufgang und ohne. Alle möglichen Varianten wurden ausprobiert und zack war das gute Licht auch schon wieder weg. Zurück am Camper begann das liebgewonnene tägliche Frühstücksritual. Diesmal mit jeder Menge Protagonisten, die unseren Tisch und unser Brot belagerten. Webervogel auf dem Tisch, Webervogel auf der Kamera, vor nichts wurde haltgemacht. Erst als aufgegessen und nichts mehr zu holen war, hörte die Belagerung auf. Wir hatten unseren Tisch mit Blick auf das Nest positioniert, so dass wir die ganze Zeit mit Zugucken beschäftigt waren. Wie war das nochmal mit Buch lesen im Urlaub? Bei so tollen Dingen direkt vor unserer Nase blieb dafür wirklich keine Zeit.

Tom wollte die Vögel auch im Flug erwischen, was sich als relvativ schwierig herausstellte. Dann kam ihm die Idee, sein Weitwinkel aufs Stativ zu setzen und damit Aufnahmen zu machen.  Er legte sich neben das Stativ mit Blick auf die Nesteingänge und löste die Kamera mit dem Kabelauslöser aus. So konnte man sogar Bilder mit fliegenden Vögeln zwischen den Einflugslöchern machen, auch wenn Tom mit den Ergebnissen noch nicht wirklich zufrieden war. Wir entdeckten noch eine Wespenart am Nest, die sich an einigen Waben zu schaffen machte. Eventuell der Beginn eines Wespennests?

Zwischendurch hatten wir dann auch noch das Glück, den kleinen Zwergfalken zu entdecken, der auch in einem der Webervogelnester lebte. Sehr niedlich dieser Raubvogel in klein.

 

 

Gegen halb 10 Uhr fuhren wir zur Rezeption und trafen dort Giel, den sehr netten Besitzer der Farm. Wir machten mit ihm aus, die Fossilientour am nächsten Morgen durchzuführen und fuhren wieder zurück zur Campsite. Dort gingen wir den 4x4 Trail zu Fuß und entdeckten immer wieder interessante Dinge in der schönen Natur. Blühende Pflanzen, kleine Echsen, die sich auf den Felsen sonnten. Ameisen, die auf hohen Blütenständen in den gelben Blüten unterwegs waren und einiges mehr. Zurück ging es für Tom erstmal unter die Dusche. Die versehentlich in die Haare geschmierte Body Milk war dann doch recht schwer wieder rauszuwaschen. Blöd wenn die Flasche wie die Shampooflasche aussieht.

Zum Sonnenuntergang ging es wieder in die Umgebung zum Fotografieren. Wir unterschätzten ein bisschen, dass die Sonne jeden Tag ein paar Minuten früher untergeht und schafften es nur noch mit Mühe an den Platz, den wir geplant hatten. Oben wurde ein Bierchen genossen und danach ging es zu Kartoffeln und Salat wieder an den Stellplatz. Später ging es nochmal raus in die Umgebung zum Sterne fotografieren. Uns war klar: So gute Bedingungen wie hier würden wir nicht so häufig haben. Mit der Stirnlampe unterwegs gelangten wir zu den Köcherbäumen und machten dort ausgiebig Fotos. Was für ein Tag. Wir waren superglücklich mit den gemachten Bildern, tranken darauf noch ein Bierchen und gingen ins Bett.

 

 

 

22.5. Dritter Tag Mesosaurus Fossil Camp

Ein neuer Sonnenaufgang bei den Köcherbäumen lockte uns rechtzeitig aus dem Bett.  Diesmal trennten wir uns und machten an unterschiedlichen Orten wieder etliche Bilder. Dank der Funkgeräte konnten wir in dem zum Teil unübersichtlichen Terrain ständig Kontakt halten, was solche aufgetrennten Ausflüge viel entspannter macht. Ein zweites Hand-GPS kam allerdings auf die Nach-Namibia-Einkaufsliste, denn in dem Gelände konnte man sich schnell aus den Augen sowie selbst die Orientierung verlieren und dann helfen auch Funkgeräte nichts, denn selbst ein Treffpunkt ist in dem Gelände nur schlecht auszumachen.

Danach frühstücken mit zahlreichen Vögeln um uns herum. Wir hatten uns an die unablässig quietschenden Flattermänner total gewöhnt. Morgens zogen sie in mehreren Wellen los - wahrscheinlich um noch halbwegs bewegungsunfähige Insekten fangen zu können. Danach gingen sie bald dazu über, Halme und anderes Naturmaterial zur Ausbesserung und zum Ausbau des Nestes zu sammeln und im und am Nest zu positionieren. Einfach nur schön und interessant, dabei zusehen zu können. Das waren richtige kleine Künstler - immer eifrig dabei, ihr Zuhause zu verschönern. Hoffentlich hält das der Baum noch lange aus.

 

 

Um 10 Uhr fuhren wir zur Rezeption und trafen Giel, der uns auf Deutsch begrüßte. Wir fuhren mit ihm zu den Stellen, an denen sein Sohn vor 27 Jahren beim Spielen das erste Fossil fand. Er erzählte uns interessante Details zu den Mesosaurus-Fossilien, die sich Paläontologen angesehen und bewertet hatten. Es müssen noch jede Menge Fossilien auf dem Farmgelände sein, aber er nimmt nur die Fossilien auf,  die sie einfach so geöffnet vorfinden. Schon unvorstellbar, wie diese trockene Erde hier vor 250 Millionen Jahren ausgesehen haben muss, in der der Mesosaurus im Wasser gelebt haben muss. Giel ließ uns nach der Tour alleine und bot uns an, dass wir jederzeit auch an diesen Ort herkommen dürften. Total nett! Allerdings hatten wir uns für heute Abend und morgen früh schon Stellen herausgesucht, die wir besuchen wollten. Auf dem Rückweg beobachteten wir noch einige Dassies, die waghalsig in den Bäumen kletterten, um an schöne grüne Blätter heranzukommen.

Nachmittags ging es dann wieder auf Tour zu den Köcherbäumen, diesmal den Hügel hinauf, um in die weite Ebene blicken zu können. Wir fotografierten und beschlossen, hier nachts zur Sternenfotografie wieder her zu kommen. Dann ging es erstmal zur Campsite und zum Essen machen. Nachts gingen wir wieder mit Stirnlampe bewaffnet zu den Köcherbäumen und erneut konnten wir schöne Bilder mit der Milchstraße machen. Zufrieden ging es ins Bett im Bushcamper.

 

 

 

23.5. Vierter Tag Mesosaurus Fossil Camp und Abreise zum Fishriver Canyon

 

Heute verließen wir Mesosaurus und fuhren an den Fish River Canon zur Canon Road Lodge. Morgens der letzte Köcherbaumfotorausch und Abschied nehmen von den liebgewonnenen Webervögeln. Wir waren sicher, wir würden nochmal irgendwann hierher zurückkehren.  Der Platz war einfach zu schön. Auch der Pygmäenfalke ließ sich ein letztes Mal ablichten.

 

 

Wie unsere Reise weiterging, lest ihr dann im dritten Teil unseres Reiseberichts.

 

LG Heike

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