Unterwegs im Westen Kanadas - Teil 1 - Stadtfeeling und Whale Watching in und um Vancouver

Der Bericht unserer Kanadareise im September 2016 hat lange auf sich warten lassen, aber jetzt fängt er an :-) Teil 1 handelt von Vancouver bei Tag und Nacht und unserem erfolgreichen Whale Watching-Trip an Kanadas Westküste. 

 

 

05.09.

Der Flug nach Vancouver findet leicht verspätet statt, da die Maschine überbucht ist und Condor noch mehrere Personen finden muss, die einen späteren Flug nehmen. Zu unserer großen Erleichterung möchte keiner unsere Rucksäcke wiegen, die wir scheinbar leicht auf unseren Schultern tragen. Toms Rucksack wiegt ca. 11 kg, meiner ist um einiges leichter mit ca. 7 kg. Wir sind 3 Stunden vor Abflug da, checken locker ein, gehen durch den sehr leeren Sicherheitscheck und schauen uns in Ruhe den Flughafenbetrieb an. Relaxt geht es zu unserer 767 und wir nehmen unsere Plätze am Fenster ein. Netterweise gibt es hier die Bestuhlung 2-3-2, so dass keine weitere Person neben uns sitzt. Dann geht es los. Noch 10 Stunden 35 Minuten - Vancouver wir kommen :-)

 

Der Flug ist wie immer lang und geht quälend langsam vorbei. Gequält sind auch irgendwann unsere Knochen, speziell Tom klagt über den engen Platz und die nicht vorhandene Beinfreiheit. Naja, da muss man(n) durch -  die  390,- EUR für die Premiumclass haben wir uns dadurch jedenfalls gespart ;-) Das Essen ist ganz lecker dafür, dass wir gerade über dem Ozean unterwegs sind, das habe ich schon deutlich schlechter erlebt. Während des Fluges überfliegen wir Grönland und haben anfangs bei blauem Himmel ohne Wolken eine herrliche Sicht auf die eisige Wildnis unter uns. Die Kamera wird das erste Mal ausgepackt und die ersten Bilder landen auf der Karte. Irgendwann wird es allerdings wolkig und damit ist es dann auch wieder vorbei mit der Fotografiererei. Wir versuchen zu schlafen, für 1-2 Stündchen gelingt uns das auch, mehr wird es allerdings nicht werden. Gegen 17 Uhr Ortszeit (ca. 2 Uhr nachts in DE) landen wir am Vancouver Airport. Das Wetter sieht mäßig aus, aber es regnet nicht. Egal, wir sind hier und wir freuen uns :-)

 

 

Die Einreise ist unspektakulär, es werden ein paar Standardfragen beantwortet und schon wir sind offiziell in unserem Urlaubsland für die nächsten 25 Tage. Am Flughafen genehmigen wir uns bei Tim Hortons (der hiesigen Fast Food-Kette)  einen großen Kaffee, da wir noch einige Stunden wach bleiben müssen. Jedenfalls haben wir gelesen, dass man den Jetlag am ehesten umgeht, wenn man sich lange wach hält und dann todmüde ins Bett fällt und die Nacht durchschläft. Danach machen wir uns auf zur Skytrain, um mit dieser zum Vancouver City Centre zu fahren. Das Ticketkonzept erscheint uns viel einfacher als in Deutschland, wir kaufen Tickets für 15 Kan. Dollars und steigen in die nächste Bahn, die alle 7 Minuten fährt. Auf der Fahrt fallen uns die vielen Asiaten auf. Der chinesische Anteil der Bevölkerung in Vancouver beträgt laut Wikipedia 30 Prozent und kommt aus der Einwanderung durch den Goldrausch, dem Bau der Transkontinentalen Eisenbahnlinie und aus der Zeit, bevor Hongkong wieder an die Volksrepublik China fiel. 

 

Ab der Station laufen wir noch ein paar Minuten bis zu unserem Hotel (Sandman City Centre), dort beziehen wir unser Zimmer, inspizieren die Betten auf Bettwanzen, finden keine und machen uns in Ruhe frisch. Mittlerweile ist es 20.30 Uhr und wir sind todmüde, wollen aber nochmal eine erste kleine Erkundungstour mit Ankunftsbierchen machen. Also raus auf die andere Seite der Falls Creek, rein in das Tap & Barrel und probieren dort unser erstes kanadisches Bier. Für mich ein leichtes, Tom bestellt sich ein mittelstarkes Red Ale. Beide Biere sind recht herb und schmecken uns ganz gut. Zu dem Bier gibt es noch eine Kleinigkeit, die uns ebenfalls mundet. Nach dem Essen schlägt die Müdigkeit volle Kanne zu und wir beschließen, zurück ins Hotel zu gehen. Der Rückweg ist uns nicht ganz so koscher, wir sehen ein paar Gestalten, denen wir lieber nicht nachts begegnen wollen und planen, diesen Weg nicht noch einmal zu gehen. Im Hotel angekommen, fallen wir sofort ins Bett und schlafen tief und fest ein.

 

 

06.09.

Das Dröhnen der Klimaanlage der anderen Zimmer hören wir als erstes, als wir um 6 Uhr aufwachen. Wir sind fit und trinken einen ersten Kaffee auf unserem Zimmer. Das Wetter sieht leider nicht so gut aus, aber egal. Wir sind jetzt hier und solange es nicht in Strömen schüttet, ist es uns egal. Bei ca. 12 Grad ziehen wir uns recht warm an, schnappen unseren Fotokrempel und düsen los. 

 

Ein paar Straßen weiter kaufen wir uns bei Tim Hortons Croissants und zwei Cheese-Bagels. Die Croissants sind lecker, die Bagel sind nicht unser Ding, zu kompakt und der Käse ist auch nicht unser Geschmack. Wir laufen auf der Granville Street über die Brücke zu Granville Island. Wir hatten gelesen, dass die Läden dort um 9 Uhr öffnen sollten und Granville Island soll eine sehenswerte kleine Insel sein mit Kunsthandwerk und originellen Bauten. Die ehemaligen Industrielager wurden in den jetzigen Bauten möglichst integriert, so dass es einen besonderen Flair ergeben soll. Schon von der Brücke sehen wir allerdings, dass auf Granville Island noch komplett tote Hose herrscht. Und das bestätigt sich dann unten, nichts ist los und alles sieht so aus, als würde der Spaß frühestens gegen Mittag/Nachmittag beginnen. Wir beschließen, am Nachmittag wieder zu kommen, trinken bei Starbucks noch einen leckeren Kaffee und gehen dann am Ufer der Südlichen False Creek-Seite in Ruhe Richtung Downtown. Die Ausblicke, die wir sehen, sind gut zur abendlichen Skyline-Fototour und so planen wir, wo wir abends hingehen werden. Zurück über die nächste Brücke gehen wir in einen größeren Grocery Store, der sich als Laden hauptsächlich für die asiatische Bevölkerung entpuppt. Einige der Dinge dort können wir nicht zuordnen, die Inhaltsstoffe sind für uns nicht lesbar und so beschließen wir, noch einen 7Eleven zu besuchen. Dort kaufen wir noch Wasser, ein paar Müsliriegel und quatschen mit dem Inhaber, bei dem sich herausstellt, dass er in den 90ern im Frankfurter Sheraton Hotel gearbeitet hat und lieber in Kanada wohnt, weil die Deutschen ihm zu fremdenfeindlich sind. Wir kaufen in einem anderen Laden für einen ordentlichen Preis Salat zum Mitnehmen, den wir nachher essen wollen. Dann geht es zurück zum Hotel für einen kurzen Break. 

 

Im Hotel lassen wir uns mittags den Salat munden, dazu gibt es leckeres Knoblauchbrot mit einem süßlichen Touch - eventuell von Honig oder Ahornsirup. Danach geht es raus auf die Straße und... ein Wunder, die Sonne lacht uns an und der blaue Himmel lässt sich sehen. Bei diesem Traumwetter sieht Vancouver gleich nochmal um einiges schöner aus. Wir gehen die gleiche Strecke wie heute morgen nur diesmal im schönsten Sonnenschein. Es wird warm, ich ziehe Jacke und Langarmoberteil bis auf mein T-Shirt aus und wir freuen uns ob des schönen Wetters. Auf der Brücke sehen wir dann auch wieder Granville Island von oben. Und was für ein Unterschied, alles ist voll. Jede Menge Menschen wuseln herum und schauen sich die zur Schau gestellten Künste an. Tom und ich schauen auch in ein paar Läden, kaufen aber nichts. 

 

 

Wir gehen ans Wasser in eine Restaurant/Bar und wollen uns dort ein Bierchen genehmigen. Ich nehme wieder ein leichtes Lager Bier. Tom trinkt ein Red Ale. Beides schmeckt supersüffig und lecker. Wir sitzen in der Sonne und genießen schönstes Urlaubsfeeling :-) Wir kommen mit dem Pärchen neben uns ins Gespräch und erfahren, dass beide Deutsche sind, sie aber 6 Jahre lang in Kanada gelebt und studiert hat. Seitdem fährt sie - Sandy ist ihr Name - regelmäßig mehrere Male im Jahr wieder hierher zurück. Alex, ihr Begleiter schien zum ersten Mal mit dabei zu sein. Sandy gab uns daraufhin jede Menge Tipps, wo wir hingehen sollten, dass wir beispielsweise in jedem Restaurant freies Ice Water bestellen können und viele andere nützliche Dinge. So ging die Zeit schnell herum, die nächsten Biere kamen und wurden wie durch Zauberhand geleert und irgendwann war es Zeit, sich mal wieder anderen Dingen zu widmen. Wir verabschiedeten uns und gingen zum Granville Public Market, wo wir leckere Foccachia aßen, was nach dem Bier gar nicht so verkehrt war. Dazu setzten wir uns draußen auf eine Bank. Auf einmal flitzen Stare um uns herum und versuchten, etwas von uns erhaschen. Total frech und wie bei uns die Spatzen kamen sie näher und schauten, ob vielleicht etwas für sie abfiele. Lustige Gesellen!

 

Nach einer Weile verlassen wir Granville Island und laufen das Ufer entlang, um uns für später die Plätze zum Fotografieren auszusuchen. Wir gehen weiter am Wasser entlang, allerdings ist es noch viel zu früh zum Fotografieren. Deshalb gehen wir in ein Cafe und geben dort unser letztes Bargeld für Kaffee aus. Trotzdem könnten wir mittlerweile einschlafen, so müde sind wir. Naja, wir halten durch bis zum Sonnenuntergang und machen ein paar schöne Skylinefotos in der blauen Stunde. Danach geht es zum Hotel zurück und direkt ins Bett.

 

 

07.09.

Wir stehen auf und besorgen uns was zum Frühstücken und für den Lunch bei Tim Hortons. Leider gibt es überall nur das Weißmehl-Zeug. Ist nicht so unseres und fühlt sich für unsere Mägen auch nicht so dolle an. Wir kaufen Croissants und furchtbar zuckrig süße Zimtteile. 

 

Das Wetter ist total grau und es soll später auch regnen. Egal, heute geht es zum Whale Watching und wir werden um 9.30 Uhr Ecke Beatty-Robson Street von Vancouver Whale Watching abgeholt. Im Bus werden wir erstmal durch halb Vancouver gegondelt, um andere Gäste abzuholen, was wir gar nicht so verkehrt finden, da es fast einer kostenlosen Sightseeingtour entspricht. Der Fahrer erzählt zudem sehr interessante Dinge über Vancouver und so wissen wir am Ende, dass man bis zu 9 Millionen Kan. Dollar für ein größeres Haus in guter Wohnlage bezahlen muss in der Stadt. Wohnraum ist sehr knapp in Vancouver und die Preise verteuerten sich in den letzten Jahren enorm. Das kennen wir zwar aus Deutschland, ist hier aber noch eine Ecke heftiger.

 

Gegen halb 11 sind wir in Richmond am Hafen angekommen, checken ein und gehen auf unser Boot - die Explorathor. Zum Glück ist sie komplett überdacht, nur oben gibt es einen Bereich für bis zu 12 Personen, der nicht überdacht ist. Die Fenster lassen sich rechts und links komplett nach oben öffnen. Tom und ich sichern uns zum Fotografieren beide einen Fensterplatz hintereinander. Kurz darauf fahren wir los Richtung Street of Georgia und bekommen zu hören, dass wir Killerwale zu Gesicht bekommen werden. Eine Gruppe standorttreuer Orcas - die Residentials - versuchen wir zu finden. Es ist wohl aber auch noch eine andere Gruppe unterwegs, die nur zeitweilig vor Ort sind. 

 

Wir fahren eine ziemlich lange Strecke, genießen den Blick auf das Meer und irgendwann tönt es durchs Mikrofon, dass wir die Residentials gefunden haben. Das Boot biegt sich zur Seite, nachdem jeder einen Blick auf die Tiere erhaschen möchte und wir schauen gespannt. Endlich sehen wir sie. Die Tiere kommen ähnlich wie Delfine immer wieder an die Oberfläche. Es ist eine Mutter mit Kalb dabei. Das Kalb bleibt immer nah bei der Mutter. Wenn sie auftauchen wollen, tun sie das indem sie Wasser ausblasen, dann in einem Bogen nach oben kommen und wieder nach unten verschwinden. Es ist schwierig, sie zu fotografieren, weil man schlecht erahnen kann, wo sie das nächste mal die Oberfläche durchbrechen. Wenn man sie sieht, sind sie eigentlich auch fast schon wieder weg. Das dauert alles immer nur einen kurzen Augenblick und so ist es Glückssache, ob man die Tiere halbwegs gut erwischt. 

 

Es ist noch ein anderes Boot in der Nähe, das den Orcas leider ziemlich auf die Pelle zu rücken scheint. Die Tiere tauchen daraufhin länger ab, schwimmen eine größere Strecke und tauchen dann erst in einiger Entfernung wieder auf. 

 

Damit die Tiere nicht zu sehr gestört werden, fahren wir weiter und finden glücklichweise die Gruppe der Orcas, die nicht standorttreu sind. Diese Gruppe scheint etwas gefangen zu haben - wahrscheinlich einen Seehund - und demonstriert uns typisches Jagdverhalten. Wir schauen den Orcas zu und entdecken auf der Rückfahrt noch Seelöwen und Robben und ein paar Geier auf den Felsen. Auf dem Weg zum Hafen sehen wir dann noch einmal die Residentials. Zwischenzeitlich hatte es angefangen zu regnen und wir sind auch aufgrund des kühlen Winds langsam recht durchgefroren und deshalb ganz froh über das Ende der erfolgreichen Tour. 

 

 

In der Rush Hour werden wir zur Robson Street zurückgefahren und erhalten wieder etliche Infos zu Vancouver. Zurück im Hotel fühlen wir uns total platt. Tom fröstelt sogar. Wir beschließen daher, uns eine Weile hinzulegen und abends wieder aufzustehen. Doch daraus wird nichts. Immer wenn wir aufwachen, fühlen wir uns so kaputt, dass wir ans Aufstehen gar nicht denken wollen und so schlafen wir durch bis ca. 9 Uhr abends. Dann stehen wir auf, gehen etwas raus und essen noch etwas im Red Robin. Danach fallen wir im Zimmer wieder ins Bett.

 

Im 2. Teil des Reiseberichts geht es raus aus der Stadt und rein in die Natur!

 

LG

Heike

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