Nachdem wir uns im 2. Teil unseres Reiseberichts im Manning Park und im Summerland aufgehalten haben, fühlen wir uns im dritten Teil unseres Reiseberichtes zunächst ein bisschen wie in Shining. Alles unheimliche verfliegt aber schnell bei einer Wanderung im imposanten Mount Revelstoke National Park.
11.09.
Heute fahren wir zum Three Valley Lake Chateau und besichtigen zwischendurch den Beaver Lake. Zum Beaver Lake fahren wir eine ziemlich heftige Gravel Road über zig Kilometer und wir sind sehr froh über unseren SUV. Mit einem Polo macht das hier sicher wenig Spaß. Wir fahren in die Höhe und die Temperaturen nehmen immer mehr ab. Waren es unten noch ca. 20 Grad haben wir jetzt schon nur noch 10 Grad und etwas stärkeren Wind. Wir kommen an beim Beaver Lake, der zwar ganz nett aussieht, uns aber auch nicht zu begeisterungsausrufen animiert, steigen aus und lesen: "Only for registered people." Daraufhin gehen wir zum Office, aber der Mann dort meint, wir können ruhig überall rumlaufen. Erstmal was essen. Dafür nehmen wir uns eine Bank mit Sonnenschirm direkt am See. Es windet stark und der Wind ist saukalt. Sobald die Sonne hinter den Wolken verschwindet, macht das Essen dort nicht mehr sehr viel Freude. Wir futtern unsere Tomaten, Karotten, Käse und Brot, packen ein und fahren weiter.
Wir fahren weiter und kommen irgendwann am Kalamalka Lake vorbei. Die Sonne scheint und der See erscheint in einer tollen blaugrünen Farbe. Wunderschön. Wir halten an, um Fotos zu machen. Tom klettert wie immer nach unten. Irgendwann registriert er, nachdem er in etwas hängengeblieben war, dass seine Socke komplett aufgerissen ist. Er sieht nach, woher das kommen könnte und entdeckt einen Stacheldraht, der sich auf dem Boden befindet. Der Stacheldraht kommt von einem alten Zaun, der offensichtlich nie entfernt wurde und einfach nur in der Landschaft verrottet. Der Stacheldraht ist rostig und wir können von Glück sagen, dass nur die Socke hinüber ist. Tom hätte sich auch das komplette Bein aufreißen können und dann hätten wir erstmal Spaß gehabt mit der Versorgung. Wir beschließen, noch mehr aufzupassen und immer genau zu prüfen, wo wir den nächsten Schritt hinsetzen.
Das Fotografieren des Sees macht trotzdem viel Laune und nach etlichen neuen Bildern auf der Speicherkarte treten wir die weitere Fahrt an. Nach einer Weile wollen wir noch einen Kaffee trinken gehen, halten beim Starbucks an und sehen links daneben das Earls, eine Kette, die uns von Sandy vor einigen Tagen empfohlen wurde. Kurzentschlossen gehen wir dort hinein und essen etwas. Ich bin nicht so überzeugt von meinem Essen, Tom isst etwas asiatisch angehauchtes, was wohl ganz lecker ist. Es ist bereits später Nachmittag, als wir weiterfahren und dann auch endlich an unserem Hotel, dem Three Valley Lake Chateau ankommen. Das Hotel sieht von der Konstruktion ein bisschen merkwürdig aus und wirkt etwas deplatziert an dem See. Außen herum sind überall Berge, so dass die Sonne schon früh am Nachmittag hinter den Bergen verschwunden ist, Innen ist der Eindruck auch sehr komisch. Zu unserem Zimmer müssen wir durch das gesamte Gebäude und fühlen uns ein bisschen wir in dem Film Shining. Das Gebäude und seine Inneneinrichtung haben morbiden Charme, alles ist aus Holz mit dickem Teppich. Wir gehen durch verwinkelte Gänge durch einen Indoor Garden bis zu unserem Zimmer.
Wir haben zwar keinen Kühlschrank, aber einen Balkon. Dort können wir das Bier, das wir zwischenzeitlich im Liquor Store gekauft hatten (Taster von Rickards - super lecker) unterbringen. Bei 10 Grad draußen brauchen wir auch keine Sorge haben, dass irgendwas zu warm wird. WLAN gibt es wohl nur manchmal und auch nur in bestimmten Bereichen. Derzeit gibt es offensichtlich keins. Wir wussten ja, dass wir immer mal wieder nicht erreichbar sein werden und das hat ja auch mal sein Gutes 😊
Wir genießen ein, zwei leckere Biere, schauen ein bisschen fern und schlafen früh ein.
12.09.
Wir stehen früh auf und gehen um 7 Uhr zum Frühstück. Eigentlich hatten wir hier kein Frühstück gebucht, hatten aber beim Einchecken Gutscheine für das Frühstück für die zwei Tage Aufenthalt bekommen. Tom freut sich schon die ganze Zeit auf Crepes mit Ahornsirup. Wir setzen uns, bekommen Kaffee angeboten und werden gefragt, ob wir weißen oder braunen Toast wollen. Wir sagen braunen. Und warten. Irgendwann wird uns einfach ein Teller mit Frühstück gebracht. Bratkartoffeln, Spiegelei, Speck, brauner Toast mit gesalzener Butter. Toms Traum vom süßen Crepe zerplatzt bitterlich. Das Ei mit dem Toast schmeckt aber ganz gut, die Bratkartoffeln sind nicht unser Ding. Tja so ist das, wenn man Erwartungen hat, können diese eben auch enttäuscht werden. Morgen wissen wir jedenfalls, was uns erwartet...
Jetzt geht es zum Revelstoke Nationalpark und wir packen uns viele warme Klamotten ein, denn es ist saukalt. Aber das Wetter ist traumhaft, es ist blauer Himmel und die Sonne scheint. An einer Tankstelle lassen wir uns beschrieben, wo wir hin müssen. Die Leute hier sind alle supernett. Die Angestellte erklärte uns gleich alles mit Karte ausführlich und meinte dann, dass wir es dort lieben würden. Sehr sympathisch!
Wir nehmen die Abfahrt und kommen nach kurzer Zeit an den Eingang. Dort kaufen wir unseren Nationalparkpass. Der lohnt sich ab 8 Tagen in den Nationalparks. Für zwei Personen zahlen wir etwas über 160 Dollar. Dann erhalten wir Permits, die wir am Innenspiegel befestigen, so dass sie von außen zu sehen sind.
Auf dem Weg nach oben gibt es einige Aussichtspunkte, die wir anfahren und von denen wir die tolle Aussicht genießen. Zwischendurch hören wir wieder das obligatorische Keckern der Eichhörnchen und können zwei Hörnchen beim Paaren beobachten.
Wir fahren weiter. Irgendwas sitzt an der Straße. Es ist ein Murmeltier. Ein dickes fettes Murmeltier, das sich sonnt. Wir halten ein paar Meter entfernt und steigen aus, um es zu fotografieren. Das Murmeltier geht zwar ein Stück ins Gelände, fühlt sich aber nicht größer gestört, da es in Ruhe Grünzeug mampft. Wir können ein paar Fotos machen, bevor es im Unterholz verschwindet.
Wir fahren hoch zum Parkplatz am Balsam Lake. Dort laufen wir erstmal einen Kilometer bergauf zum Summit. Das ist schon recht anstrengend. Wir befinden uns auf über 1900 Metern, es ist kalt und es geht bergauf. Wir fangen schon mal an zu schwitzen. Zwischendurch läuft uns mal wieder ein Chipmunk über den Weg und wir freue uns über das possierliche Tierchen.
Oben gehen wir dann den Trail zum Eva und Miller Lake. Diesen hatten wir uns bereits Zuhause rausgesucht. Insgesamt mit allem macht der Trail um die 17 km und 663 Höhenmeter aus. Ständig haben wir tolle Aussicht auf die umliegenden Berge. Der Wald sieht ebenfalls wunderschön aus und so haben wir viel Spaß auf dem Pfad. Er ist anfangs noch recht einfach begehbar, doch irgendwann wird der Boden wurzelig und steinig und es wird anstrengender. Beim Hinweg geht es zunächst nur abwärts. Ich habe schon Bedenken, weil wir das alles am Ende wieder bergauf müssen. Nach einer Weile kommen wir an das erste Geröllfeld. Es sieht beeindruckend aus. Von oben nach unten alles voll mit kleinen und großen Steinbrocken. Diese Geröllfelder begleiten uns auf dem Trail. Immer wieder wird der Weg davon unterbrochen und es sieht gigantisch aus. Wir entdecken Murmeltiere auf den Steinen, die dort etwas weiter entfernt liegen.
Nach ca. zwei bis drei anstrengenden Stunden kommen wir zu unserem Ziel, dem Eva Lake. Eigentlich sollte zwischendurch auch noch der Miller Lake kommen, aber den scheinen wir verpasst zu haben. Der Eva Lake ist einfach nur wunderschön. Wir machen Pause und essen unsere mitgebrachten Sachen. Die Sonne scheint, der See liegt ruhig da in den Bergen. Es ist ein Traum!
Nach dem Essen stellen wir fest, dass es einen Weg um den See herum geht und den nehmen wir natürlich. Ein Ausblick ist schöner als der andere. Wir kommen an eine Hütte, in der ein Guestbook ausliegt, in das wir uns eintragen. Danach kommen wir auch noch an Stellen, an denen wir wieder freien Blick auf die umliegenden Berge haben. Herrlich! Wir lassen uns Zeit bei der Umrundung. Nach dreiviertel der Strecke gibt es wieder ein größeres Geröllfeld und Tom erkennt die Rufe von Pikas - Pfeifhasen, die er schon in einer Fernsehdokumentation gehört hat. Nach kurzem sehen wir sie auch. Die Pikas flitzen auf den Steinen herum, bleiben stehen, pfeifen, schauen, und flitzen weiter. Total super, die Viecher. Tom fängt an, sich kletternd an die Tiere heranzupirschen. Ich nehme eine andere Stelle, packe mir das 80-400mm drauf und sehe zu, ob ich ein Pika fotografieren kann. Mit etwas Geduld gelingen uns einige Fotos der niedlichen Tiere. Ich habe eins beim Pfeifen, Tom eins beim Gähnen erwischt. Wir treffen uns wieder, es ist schon recht spät am Nachmittag und wir müssen uns ranhalten. Wir gehen zurück und haben den Eindruck , wir sind die letzten, die hier unterwegs sind. Dich es kommen uns noch einzelne Personen mit Schlafsack entgegen, die hier offenbar übernachten. Eine tolle Vorstellung in dieser traumhaften Gegend den Sonnenuntergang und Aufgang erleben zu können.
Wir gehen zurück, treffen aber ständig auf Hindernisse, die uns aufhalten. Eines davon ist ein CHipmunk, auf das Tom beinahe tritt. Der Kleine erschreckt sich dann zwar, will aber unbedingt wieder zurück zu seiner Blume, um diese zu mampfen und sitzt völlig unerschrocken ca. einen Meter von uns entfernt. Tom hat das richtige Objektiv auf der Kamera und macht tolle Fotos von dem Kleinen. Total goldig!
Immer wieder auf dem Weg entdecken wir Murmeltiere, die sich auf den Felsen sonnen und Chipmunks die in der Wiese auf Futtersuche sind.
Der Rückweg zieht sich deshalb und wir sind erst recht spät am Auto. In Revelstoke gehen wir noch einkaufen und genießen dann im Hotel noch ein Bierchen bevor wir ins Bett fallen und sofort einschlafen.
13.09.
Wir frühstücken heute wieder. Es gibt Ei mit Rösti und Toast und diesmal sind wir auf das deftige eingestellt. Es schmeckt gut und auch die Rösti sind lecker. Gestärkt checken wir aus und machen uns auf den Weg nach Kananaskis, zur Delta Lodge. Zwischendurch halten wir am Giant Cedar Boardwalk, ein kurzer Weg durch einen Wald voller großer Zedern. Es sieht total urig aus, nur die Kontraste sind heftig, weil die Sonne wieder scheint. Für Wald nicht das optimale Fotografenwetter. Wir lassen uns trotzdem Zeit und schauen uns in Ruhe um. Sehr schön.
Wir fahren weiter zum Glacier Nationalpark. Dort halten wir auf dem parkplatz und wollen einen Trail laufen, der am Ende einen Blick auf einen Gletscher ermöglicht. Wir schauen auf der Karte und suchen uns einen Trail mit 1100 Höhenmetern raus. Ich ächze gedanklich schon, da sich meine Knochen vom gestrigen Trail noch ziemlich müde anfühlen. Die Oberschenkel tun weh und fühlen sich ein bisschen wacklig an. Wir gehen ein Stück weiter und stellen fest, dass wir den Trail nicht laufen können, weil dieser wegen Bärengefahr nur von Gruppen mit mindestens vier Personen begangen werden darf. Aus der Traum vom Gletscherblick. Aber vielleicht auch ganz gut so. Wir suchen uns einen anderen Trail raus zum Marion Lake und laufen los. Es geht bergauf. Und bergauf. Und bergauf. Und steil bergauf. Nach kurzem keuche ich wie ein galoppierendes Rennpferd. Da Tom ausdauernder ist, schicke ich ihn vor. So habe ich nicht ständig das Gefühl, schneller machen zu müssen. Heute merke ich auch den Rucksack besonders, er ist sicher 8 oder 9 Kilo schwer mit dem ganzen Equipment, Essen und Getränken. Der Rucksack drückt mich bei jedem Schritt nach unten. Zwischendurch habe ich das Gefühl, meine Beine bald gar nicht mehr bewegen zu können. Durchgeschwitzt bin ich schon nach kurzem und ich merke, wie wacklig meine Beine sind. Außerdem bekomme ich Blasen an den Fersen durch das ständige Bergauf gehen. Offenbar sind meine Schuhe zu lose geschnürt und ich rutsche in den durchgeschwitzten Socken herum. Ich binde die Schnürsenkel enger, aber es ist schon zu spät. Jetzt tun die Blasen bei jedem Schritt weh. Der Wald um uns herum ist allerdings auch wunderschön mit Moos bewachsen und ich bleibe immer wieder stehen, um tolle Pilze oder die ganze Umgebung anzuschauen. Ab und zu werde ich auch wieder von einem Eichhörnchen angekeckert. Irgendwann begegne ich Leuten auf dem Weg nach unten, die ich heftigst beneide. Die haben das Bergaufgehen schon hinter sich. Der Mann bestätigt mir, dass sich der Marion Lake in ca. 10 Minuten befindet. Ich gehe weiter Richtung Ausblick und finde dort Tom vor, der fotografiert und die Aussicht genießt.
Wir überlegen, ob wir den Weg weiter nach oben gehen, stellen aber fest, dass wir noch einmal über 600 Höhenmeter steil bergauf gehen müssten, ohne zu wissen, was wir dort zu sehen bekommen. Das alles ja auch wieder runter und dann noch fast vier Stunden Autofahrt zu unserer Lodge. Macht keinen Sinn und ist viel zu anstrengend. Wir beschließen, wieder runter zu steigen und weiterzufahren, zumal es auch schon Nachmittag ist. Für den Rückweg brauchen wir auch recht lange. Der steile Weg erfordert ständige Aufmerksamkeit, da er mit Steinen und Wurzeln übersät ist. Die Knie und Gelenke ächzen. Als wir am Auto sind, ist es schon recht spät und wir fahren weiter Richtung Banff. Ab und zu halten wir, um Fotos zu machen.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die Vermillion Lakes, wo wir Halt machen wie unzählige andere Fotografen, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Die Berge sehen wunderschön aus und lassen sich mit Spiegelung fotografieren. Die Spitzen verfärben sich rot und wir machen uns später auf die Weiterfahrt.
Wir müssen auch noch Einkaufen, was wir in Canmore machen. Zum Glück haben die Läden hier alle lange auf und auch der Liquor Store (wir brauchen Biernachschub) hat um kurz nach 21 Uhr noch offen. Wir fahren weiter und sind gegen 22 Uhr in unserer Lodge. Diese sieht toll aus, wir erhalten außerdem ein Zimmerupgrade und bekommen eine zweistöckige Suite. Außerdem gibt es wieder Breakfast- Gutscheine, obwohl wir hier auch kein Frühstück gebucht hatten. Sehr cool. Unser Zimmer ist sehr groß mit Couch, Sessel, großen Fernseher, Balkon. Oben befindet sich ein zusätzliches Bad und die beiden Betten. Allerdings ist es ziemlich warm hier. Wir gehen hoch ins Schlafzimmer, in dem es noch viel heißer ist. Das Thermometer sagt 27 Grad. Ein bisschen zu warm zum schlafen. Das Heizthermostat lässt sich nicht kühler drehen bzw. ist es bereits auf nur 10 Grad eingestellt. Wir fragen an der Rezeption nach. Es kommt jemand, aber offenbar ist die Heizanlage kaputt. Wir schlafen daraufhin nachts mit geöffneter Balkontür. Denn draußen sind es Minusgrade und das gleicht ein wenig die Hitze drinnen aus. Natürlich pure Energieverschwendung, aber wenigstens halbwegs erträglich für uns.
WLAN haben wir hier auch wieder, so dass wir mal wieder Nachrichten mit unseren Lieben zuhause austauschen. Danach geht es ziemlich K.O. ins Bett.
Im 4. Teil unseres Reiseberichts geht es dann weiter in Kananaskis und Banff!
LG
Heike
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