Nach den tollen Gebirgslandschaften aus dem 4. Teil, erwarten uns jetzt Wasser, Gletscher und allerlei Getier!
17.09.
Wir stehen gegen 8 Uhr - für uns spät - auf, frühstücken Brot mit Marmelade und fahren zu den Sunwapta Falls. Wir spüren jeden Knochen und die Füße vom gestrigen Trail. Die Sunwapta Falls sind hübsch, aber nicht spektakulär. Zum Fotografieren ist es nicht gerade gut, da die Sonne gerade herausgekommen ist und die Fälle im Gegenlicht leuchten. Zudem sind überall Zäune drumherum und es ist recht schwierig, diese aus den Bildern herauszuhalten. Wir gehen daraufhin zu den Lower Falls, die ca. einen Kilometer entfernt sind. Es geht abwärts, was wir wieder in den Muskeln spüren. Unten machen wir ein paar Fotos, müssen uns aber sputen, weil wir bis 11 Uhr auschecken müssen.
Die weitere Fahrt führt uns an einem kleinen Wasserfall vorbei, an dem wir anhalten um ein paar Bilder zu machen. Wir halten also am Straßenrand, steigen aus und gehen mit unseren Kameras herüber zu dem Wasserfall.
Während wir da so fotografieren, hören wir wie Autos bremsen und Türen zugeschlagen werden. Immer mehr Leute halten und und kommen zu uns herüber um auch zu fotografieren, wo vorher niemand war. Scheinbar haben wir mir unseren Kameras ausgereicht, um hier einen Hotspot einzurichten! Plötzlich hupt ein LKW laut, als ein Tourist einfach so über die Straße läuft. Die Menschen benehmen sich wie kleine Kinder.
Der Höhepunkt war, als Tom den Wasserfall ins Visier nimmt uns seinen Augen nicht traut, als da plötzlich ein bunter Kleks im Bild auftaucht. Eine Frau mit bunter Jacke ist vor der Nase aller fotografierenden den Wasserfall hochgekrakselt.
Ok. Dann nicht. Wir packen ein und gehen. Ein seltsames Erlebnis.
Während unserer weiteren Fahrt lässt sich die ein oder andere Krähe blicken. und in der Ferne ragen Eismassen mächtig einen Berghang empor.
Danach geht es ein Stück zurück zum Columbia Icefield. Das Wetter ist heute sehr wolkig und regnerisch. Zudem weht am Columbia Icefield ein sehr starker Wind. Mit Mütze, Jacke und allem anderen bewaffnet, laufen wir den Weg zum Gletscher. Dieser ist beeindruckend groß, aber es ist mindestens genauso beeindruckend zu sehen, wie groß der Gletscher noch bis 1982 war, denn es gibt einige Markierungssteine, die markieren bis wohin der Gletscher im jeweiligen Jahr mal gereicht hatte.
Ein Stückchen fahren wir noch Richtung Banff, dann weiter Richtung Jasper. Zwischendurch halten wir an den Athabasca Falls. Allerdings sehe ich schon von Weitem eine große Menschenmenge und habe nicht wirklich Lust, dort im Getümmel Fotos zu machen. Ich lasse es dann auch einfach bleiben. Wir gehen relativ schnell wieder und fahren nach Jasper zum Einkaufen ins Robinsons. Der Laden hat alles Mögliche, wir kaufen ein, weil wir die nächsten drei Tage ein Zimmer mit Küche gebucht haben. Nudeln, Tomatensauce, Zwiebeln, Fertigsuppen, Salat etc. Am Ende haben wir gerade mal zwei Tütchen voll und bezahlen über 80 Dollar. Ganz schön teuer hier! Beinahe jedes Teil kostet 5 Dollar, weshalb der Laden bei uns ab sofort der 5-Dollar-Store heißt. Danach fahren wir zu den Pocahontas cabins. Zwischendurch können wir noch zwei Wapitihirsche entdecken, die wir zum Teil fotografieren können.
Bei den Pocahontas cabins öffnen wir unser Zimmer und ich suche die Küche, die ich sehnsüchtig erwartet hatte. Ich drehe mich Zimmer herum, allerdings ist keine Küche vorhanden? Nur eine Kaffeemaschine, eine Mikrowelle und ein Kühlschrank. Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil wir ja auch extra dafür die Nudeln gekauft hatten. Also kein "Festmahl" heute. Egal, wir machen das beste draus und stellen fest, dass Fertigsuppen auch über die Mikrowelle zubereitet werden können. Die Nudeln heben wir uns dann für einen späteren Zeitpunkt auf. Wir essen die Suppen, die tatsächlicherweise richtig lecker schmecken und machen uns bei Alien 3 einen lockeren Abend.
18.09.
Heute schlafen wir noch einmal aus bis ca. 8 Uhr, stehen dann in aller Ruhe auf, frühstücken und fahren zum Maligne Lake. Vorher sehen wir Richtung Jasper noch die Wapitihirsche, erst zwei Weibchen und ein Männchen, dann noch eine Gruppe Männchen. Wir halten an und fotografieren vom Auto aus, bis etliche andere Fahrzeuge anhalten und die Insassen alle aussteigen und draußen verteilen. Den Hirschen scheint es gar nichts auszumachen - sie sind es offenbar gewohnt. Dann steigen auch wir aus, halten aber weiterhin gehörigen Abstand. Schließlich sind das noch immer Wildtiere, denen man mit Respekt begegnen sollte. Auch das Geweih sieht recht beeindruckend aus und wir möchten damit keine Bekanntschaft machen. Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie viele Leute es gibt, die sehr nah (unserer Ansicht nach deutlich zu nah) an die Tiere rangehen, nur um ein Foto zu erhaschen. Wenn dann etwas passiert, ist das Geschrei mit Sicherheit groß. Als gefühlt 15 Autos um uns herumstehen und sich immer mehr Menschen immer näher an die Hirsche heranwagen, wollen wir an diesem Treiben nicht mehr teilhaben und fahren weiter.
Wir düsen zum Maligne Lake und kommen am Medicine Lake vorbei. Es ist teils sehr wenig Wasser darin und mit dem Gegenlicht ergeben sich interessante Strukturen. Ein Teil der Gegend ist verbrannt - die Baumskelette sehen recht arm aus, aber die Herbstfarben drumherum erstrahlen dafür umso intensiver.
Am Maligne Lake steigen wir aus und sind erstmal nicht so richtig begeistert. Das Licht ist komplett weg und so erscheint der See recht unspektakulär. Die Berge verstecken sich in den Wolken - zudem ist es kühl und es sieht nach Regen aus. Wir folgen einem Weg am See entlang. Auf einmal entdecke ich einen Gänsesäger. Egal, wie unspektakulär der eine Augenblick erscheint, in der Natur kann man zum Glück immer mit Überraschungen rechnen. Die Begeisterung ist gleich wieder da und wir beobachten und fotografieren das Tier eine kurze Zeit, bis es langsam über den See von dannen schwimmt.
Danach folgen wir einem kleinen Pfad und finden uns plötzlich in einem kleinen Märchenwald wieder. Überall eine dicke Schicht aus Moosen und Flechten, Beerensträuchern und Pilzen. Tom packt das Makro aus und ich versuche mich mit dem Tele. So vergeht im Nu die Zeit. Der Gänsesäger kommt auch nochmal zurück, macht ein paar Geräusche und verschwindet dann gänzlich.
Wir fotografieren, bis uns ein Spaziergänger darauf aufmerksam macht, dass ein paar Hundert Meter weiter mehrere Tiere stehen und zeigt mir sein iphone-Foto davon. Das sind doch dieselben Hühner, die ich schon im Manningpark fotografiert hatte! Sehr cool. Wir gehen weiter und sehen sie da sitzen. Zwar nicht besonders optimal, aber besser als nichts. Wir beobachten die Tiere, doch irgendwann gehen sie weiter ins Dickicht.
Schließlich machen wir uns auf den Rückweg, denn es sieht immer wieder so aus, als würde bald ein ordentlicher Guss von oben kommen. Im Restaurant am See futtern wir eine leckere Karotten-Ingwersuppe und etwas Süßes. Es schmeckt alles sehr lecker. Nun fahren wir weiter nach Jasper, um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen.
Danach machen wir einen Abstecher zum Pyramid und Patricia Lake. Sie sehen nett aus, aber es windet sehr stark und optimales Licht ist was Anderes. Also zurück zur Lodge. An den entsprechenden Stellen entdecken wir wieder die Hirsche. Da das Licht sich doch noch einmal hervorgewagt hat und es jetzt sehr schön aussieht, bleiben wir erneut stehen, zumal es auch gerade keinen Massenauflauf an Menschen gibt. Der männliche Hirsch liegt mit dem Rücken zu uns gewandt. Auf einmal steht er auf und nimmt Fahrt auf. Er rennt in Richtung eines Weibchen, leckt es am Hinterleib und versucht es zu besteigen, Das Weibchen scheint allerdings wenig Lust zu verspüren und lässt das Männchen frustriert zurück. Der Hirsch bespritzt sich ausgiebig mit Urin. Danach unternimmt er einen weiteren Versuch, doch auch dieser misslingt. Ein bisschen tut er uns schon leid - der arme Kerl. Aber natürlich sind wir auch begeistert, dass wir diese Szenen überhaupt beobachten konnten und das noch bei schönem Licht.
Auf dem weiteren Rückweg halten wir noch mehrfach an, um im schönem Abendlicht Fotos von der Landschaft zu machen.
Danach geht es zurück ins Zimmer. Tom stellt dort zufällig fest, dass wir nur 2 Nächte gebucht haben, obwohl ich immer von dreien ausgegangen war. Gut, dass er das bemerkt hat. Ich wäre sonst wohl einfach den nächsten Tag noch hier geblieben... 😂
19.09.
Heute checken wir aus und fahren nach Clearwater, um den Wells Gray Provincial Park zu besuchen. Das Wetter sieht ok aus, obwohl für heute Nachmittag Regen angesagt ist. Zuerst wollen wir aber zum Maligne Canyon und dann ggf. noch etwas laufen, bevor wir die 4-stündige Fahrt antreten. Auf dem Weg dorthin können wir zunächst einen Greifvogel am Straßenrand sehen. Viele Greifvögel haben wir bislang nicht entdecken können. Eventuell machen ihnen die Raben, die hier allgegenwärtig sind, auch das Leben schwer? Wir fahren weiter, nachdem das Tier abgezogen ist und sehen zwischendurch noch einen Weißkopfseeadler in der Ferne. Fotos keine Chance.
Danach sehen wir Dickhornschafe an der Kante eines Hügels liegen und Tom versucht, einen Hügel zu erklimmen, um sie besser fotografieren zu können. Allerdings besteht der Hügel aus losem Schotter und ist steil, was keine gute Kombi ist. So lässt es Tom dann schlussendlich bleiben.
Es geht weiter zum Maligne Canyon. Hier gibt es einen Weg, der nah am Canyon vorbeiführt. Zudem gibt es fünf Brücken, von denen aus man zum Teil wundervolle Blicke in die Schlucht hat. Wir hatten erfahren, dass die ersten drei Brücken die besten Ausblicke bieten. Wir kommen zur ersten Brücke und sehen da auf einmal ein bekanntes Gesicht. Der Schweizer vom Moraine Lake-Sonnenaufgang ist ebenfalls gerade unterwegs. Wir schwätzen ein bisschen, dann nehmen Tom und ich uns viel Zeit, um das Wasser und die zahlreichen Wasserfälle in den Schluchten zu fotografieren. Es ist nicht besonders voll und es macht uns wahnsinnig viel Spaß. Einige Stunden sind wir damit beschäftigt, sparen uns dann die letzten zwei Brücken und fahren weiter zur Clearwater Lodge. Kurz nach der Weiterfahrt fängt es ordentlich an zu regnen, da haben wir nochmal Glück gehabt.
Die Fahrt dauert noch 3,5 Stunden und das Wetter wird immer grauer und regnerischer. Wir sehen keine Berge mehr rechts und links, nur noch Nebel und Wolken und so zieht sich die Fahrt dahin. Als wir endlich in Clearwater ankommen, schüttet es komplett. Wir gehen im Buy low food einkaufen und staunen mal wieder über die Preise. Ein paar kleine Tomaten für knapp 5 Dollar. Eine Packung Fertigsalat für 5 Dollar, es ist wirklich nicht günstig, hier Lebensmittel einkaufen zu gehen. Allerdings immer noch günstiger als essen zu gehen, denn für zwei kleine Gerichte ist man mit 55 Dollar zu zweit dabei. Die meisten Preise sind hier ohne Tax und es kommen am Ende immer noch ein paar Dollar auf die sowieso happigen Preise drauf. Alkohol ist generell teuer, weshalb wir uns jetzt immer das Bier im Liquor Store besorgen und nichts mehr im Restaurant trinken. Ansonsten ist man bei einem kleinen Bier mit 8 Dollar inkl. Tax dabei.
Nach dem Einkaufen fahren wir zur Lodge, checken ein und gehen in unser Zimmer. Das Zimmer ist geräumig, mit einer großen Sitzecke mit Couch und Sessel und einem King Size Bett. UND.... wir haben eine kleine Kochecke mit zwei Herdplatten 😊 Wir freuen uns über die Möglichkeiten, hier unsere Nudeln mit Tomatensauce futtern zu können.
Auf einmal entdecken wir an der Wand noch andere Mitbewohner. Zuerst verziehe ich das Gesicht, denn ich denke, es seien Kakerlaken. Und obwohl ich Krabbeltiere generell sehr gut leiden kann, oft sogar wahnsinnig faszinierend finde, hasse ich Kakerlaken (nein, da ist definitiv keine Logik dahinter) 😒 Aber als wir die Tiere genauer betrachten, sehen wir, dass es Wanzen sein müssen, denn sie bewegen sich viel langsamer. Als Tom eins der Viecher anpustet, fliegt es an ihm vorbei auf die Couch. Also fliegen können die Teile auch noch! Wir schwanken zwischen Interesse und "brauchen wir eigentlich nicht in der Behausung". Je mehr wir uns umschauen, desto mehr von den Tieren entdecken wir. Wir fangen an zu googeln und entdecken recht schnell, dass es sich um die amerikanische Kieferwanze handeln muss. Völlig harmlos, kein Schädling, der an unsere Sachen gehen würde. Im Herbst scheinen diese Tiere hier in Massen aufzutreten und das bestätigt sich, als wir aus dem Fenster schauen. Da sind noch ganz ganz viele von den Viechern, die auch gerne hier rein kommen würden, da ergeben plötzlich auch die ganzen Taschentücher einen Sinn, die an den Fenstern in alle möglichen Ecken und Löcher gestopft sind.
Tom fängt an, die Tiere unter einem Glas einzusammeln, immer wieder finden sich weitere, so dass wir am Ende ca. 16 Tiere zusammen im Glas haben. Tom bringt das Glas über den Hoteleingang nach draußen, da wir es nicht wagen, im Zimmer ein Fenster zu öffnen, ohne sofort zahlreiche neue Mitbewohner zu bekommen. Die Viecher warten schon am Fenster und der Balkontür nur auf Einlass. Die Rezeptionistin bekommt das Glas gezeigt und verzieht das Gesicht. "Uah, Stinkbugs!" ist ihr Kommentar. Völlig harmlos seien sie, was wir ja auch schon nachgelesen haben. Aber wenn sie sich bedroht fühlen, sondern sie ein stinkendes Sekret ab. Da haben wir ja Glück gehabt, dass unsere Wanzen das nicht getan haben, als wir sie behutsam ins Glas verfrachteten. Nachdem die Tiere wieder draußen in der Natur sind, werden alle noch verbliebenen Öffnungen am Fenster mit Taschentücher verstopft. Harmlos oder nicht, wir haben keine Lust auf eine nächtliche Invasion der Stinkwanzen.
Da das Wetter immer noch saumäßig ist, machen wir uns einen schönen ruhigen Abend und schlafen nicht zu spät ein.
Im nächsten Teil unseres Reiseberichts, nehmen wir euch mit zu riesigen Wasserfällen und in einen wunderbaren Pilzwald.
LG
Heike
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