Im ersten und zweiten Teil meines Berichts zum Knorpelschaden in meinem Knie und dessen Behandlung, habe ich detailliert berichtet wie dieser diagnostiziert wurde und wie ich die Therapie angegangen bin.
Jetzt ist ein Jahr rum, ich war im MRT und es wird Zeit auf das Ergebnis zu schauen.
Fühlt sich gut an!
Als ich meinen Zwischenbericht geschrieben habe, hatte sich der Zustand meines Knies spürbar verbessert. Ich konnte wieder Radfahren, was vorher lange Zeit nicht möglich war und das Knacken in meinem Knie war verschwunden.
Ich begann nun langsam und vorsichtig die Belastung ein wenig zu steigern. Zum einen erhöhte ich die Distanz meiner regelmäßig gefahrenen Fahrradstrecke auf 25 km, aber ich vermied weiterhin, bergauf zu fahren. Außerdem begann ich beim Treppensteigen ganz bewusst mehr Kraft über das Knie laufen zu lassen, mich also weniger hochzuschubsen und runterfallen zu lassen - Schonhaltungen eben, die ich mir angewöhnt hatte.
Das lief soweit alles wunderbar, ich hatte zu keinem Zeitpunkt eine Reizung im Knie und ich fühlte oft, z.B. beim Radfahren, mit den Fingerspitzen auf der Kniescheibe ob irgendetwas knirscht, aber nichts.
Der Beinmuskel wollte leider einfach nicht größer werden und wenn ich doch mal mehr Belastung auf das kranke Bein legte, merkte ich schnell dass die Sehnen und Bändern an ihre Grenzen stoßen. Gut, das würde ich halt wieder aufbauen müssen und mein Plan war, dass nach einem Jahr, wenn sich im MRT der Erfolg zeigt, ich dann die Belastung hochschrauben und vielleicht auch mittels Physiotherapie wirklich den Muskelaufbau einleiten könnte.
Überraschungsei
Ein Jahr war rum, ich organisierte alles und bekam am 1. April mein MRT vom Knie gemacht. Mir gefiel der 1. April - mein Knie ist ein Aprilscherz :-D
Auf in die Röhre, entspannt Musik gehört, innerlich schon auf die Aufnahmen gefreut und dann zum Arzt den Befund anschauen. Hier die Aufnahmen. Die erste ist von 2018, die zweite ein Jahr später.
Na? Seht ihr den Unterschied?
Nein?
Genau hinschauen!
April April?
Nein, auch genau hinzuschauen hilft nichts.
Ja, der Schlag ins Gesicht war ordentlich. Es gibt keinen Unterschied. Es ist genau nichts passiert. Gar nichts.
Glaubt mir, mir fällt es wirklich schwer, das mitzuteilen.
Ich habe viele Kontakte zu anderen Kniegeschädigten über meinen Blog erhalten und ich habe Zuversicht verbreitet, denn ich hatte sie selbst.
Auch jetzt kann ich sagen, dass der Zustand in meinem Knie definitiv besser ist als vorher. Keine Frage. Aber an neu gewachsenem Knorpel liegt das nicht, denn es ist nichts gewachsen.
Der Befund des Arztes im MRT hat mich ganz schön getroffen. Ich hatte mich zwar darauf vorbereitet und der Schlag war nicht wie bei der Diagnose damals, aber mit diesem Ergebnis hatte ich nun auch nicht gerechnet.
Immerhin, ein Positives hat dieses Ergebnis, es hat sich nichts verändert, also auch nichts zum negativen und das, obwohl ich seit dem Ende der Reha knapp 1500 km Fahrrad gefahren bin und wieder recht normal Treppen steige!
Und wie das?
Mir ist damals als mir die OP vorgeschlagen wurde gesagt worden, dass es eine 80%ige Heilungschance gibt. Nun damit ergibt sich, dass es auch eine 20%ige Chance gibt, dass es nicht klappt.
So wie es aussieht, hat sich mein Knie für die 20% Lösung entschieden und das ist vermutlich einfach Pech.
Ich gehe davon aus, dass mein Knie trotzdem besser drauf ist, weil zum einen das Gelenk bei der OP aufgeräumt und die Ränder am Knorpelschaden geglättet wurden, zum anderen weil die Muskulatur an meinem Bein ja viel viel geringer geworden ist. Ich hatte einen sehr ausgeprägten äußeren Oberschenkelmuskel und mir hatten andere Ärzte bereits gesagt, dass dieser vermutlich die Kniescheibe nach außen zieht, wodurch sie im Gelenk nach innen kippt und verstärkt über die schadhafte Stelle läuft. Da von diesem Muskel ja fast nix übrig ist, dürfte sich die Kinematik in meinem Knie erheblich verändert haben und ich gehe aktuell davon aus, dass meine Kniescheibe überhaupt nicht über die schadhafte Stelle läuft.
Und was sagt mein Arzt dazu?
Das steht noch aus. Nach einem ersten Gespräch, welches für mich leider sehr unbefriedigend lief, habe ich eine ausführliche Mail geschrieben, in der ich noch einmal mein Verständnis des Ergebnisses darlege und meine Fragen stelle.
Sobald ich dazu eine Antwort habe, werde ich diesen Artikel ergänzen.
Und wie geht es nun weiter?
Nun, für mich erst einmal wie bisher. Ich werde weiter radfahren, nur eben nicht so wie früher einmal. 25 km und keine Steigungen, das muss reichen. 120 km Touren oder steile Bergtouren sind eben nicht mehr drin. Wandern geht ohne Probleme, zum Glück auch mit 17 Kilo Fotoequipment auf dem Rücken. In den Vogesen z.B. kam ich gut zurecht, aber klar, ich vermeide starke Belastungen in meinem Knie und verlagere die Belastung auf das andere. Ansonsten kann ich natürlich zusätzlich Wanderstöcke zuhilfe nehmen, um das Knie zu entlasten und das werde ich mir jetzt auch angewöhnen.
Anpassung lautet die Strategie und das Knie trainieren aber schonen, um mir einen zweiten Versuch der Therapie nicht zu verbauen. Ansonsten werde ich ab und an ein MRT vom Knie machen lassen, um zu überprüfen, ob sich etwas verschlechtert. Meinen Arzt habe ich gefragt, ob er denkt, dass es bei mir besondere Gegebenheiten gibt, die an dem Misserfolg schuld sein können oder ob es wirklich einfach nur Pech war. Ich möchte wissen, ob es sich lohnt die OP noch einmal durchführen zu lassen.
Ich gehe aber eher davon aus, dass ich jetzt mal ein paar Jahre so zurecht kommen werde und beobachte, wie sich die Technologie in diesem Bereich entwickelt. In ein paar Jahren nehme ich dann vielleicht noch einmal einen Anlauf.
Aufstehen - weitermachen!
Ich habe unheimlich viel Zeit und Energie in diese Sache gesteckt und nachdem ich wieder Dinge tun konnte, die lange Zeit nicht gingen, war ich sehr sehr optimistisch. Ich habe euch alle auf dem Laufenden gehalten und anderen Mut gemacht, ihr Knie auch behandeln zu lassen.
Ich denke auch nach wie vor, dass das richtig ist und ich würde die Behandlung auch wieder durchführen lassen, es gibt halt leider immer das Risiko, dass es nicht klappt. Das war mir ja vorher bekannt und wer von euch wegen eines solchen Problems in Behandlung ist, wird vermutlich von den Ärzten ähnliche Aussagen hören. Trotzdem stellt die ACT wohl derzeit die einzige Behandlungsmöglichkeit dar, um solch einen Knorpelschaden möglichst dauerhaft zu reparieren.
Ich wünsche euch allen, die dies lesen und sich in einer ähnlichen Situation befinden und allen, die mich kontaktiert haben, viel Glück und Erfolg! Möge es bei euch besser laufen als bei mir.
Letztlich bin ich froh, trotzdem viel machen zu können. Klar, sportlich muss ich mich einschränken, aber man darf den Mut nicht verlieren und muss sich eben an die Situation anpassen. In meinem Fall geht das zum Glück ziemlich gut, weil ich meinem Hobby, der Naturfotografie, doch recht uneingeschränkt weiter nachgehen kann. Weder werde ich im hochalpinen unterwegs sein, noch die Trekkingtour im Sarek machen, aber wer weiß, vielleicht kommt diese Möglichkeit ja auch noch, wenn es dann doch irgendwann noch klappt mit meinem Knie ;-)
Also verliert den Mut nicht, egal wie es bei euch ausgeht!
Nachtrag vom 7.12.2019
Ich hatte jetzt seit meiner zweiten OP keine Probleme mit meinem Knie. Auch nach Wanderungen und Radtouren hatte ich keine Reizzustände oder Schmerzen, das freut mich schonmal! Vieles davon schreibe ich aber der veränderten Kinematik in meinem Knie zu, denn mein äußerer Oberschenkelmuskel ist nach wie vor recht dünn und eben nicht wie vorher, so dass die Kniescheibe jetzt mit Sicherheit weniger zur Seite gezogen wird als früher einmal.
Ich hatte seit den OPs lange Zeit häufig Muskelschmerzen und Schmerzen in den Sehnenansätzen an der Kniescheibe, aber seit ein paar Wochen sind diese nun verflogen.
Aktuell muss ich sagen, wüsste ich gerne mal wie es in meinem Knie aussieht, weil ich überhaupt keine Probleme mehr habe. Auch habe ich kürzlich zufällig bemerkt, dass ich mir beim Treppensteigen meine Schonhaltung abgewöhnt habe, ich laufe also wieder vollkommen normal Treppen.
Ich denke nächstes Jahr ist wieder ein MRT dran um nachzusehen, was sich jetzt tut in dem Knie! Ich werde berichten!
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An dieser Stelle möchte ich kurz darauf hinweisen, dass ich kein Arzt oder sonstiger Experte auf dem Fachgebiet der Therapie von Knorpelschäden im Knie bin. Ich gebe hier nur meinen Erfahrungsbericht, wie die ACT bei mir verlaufen ist, was ich alles beachtet habe und wie die Reha bei mir aussah.
Ich kann also bei Anfragen nur Auskunft geben, wie es in meinem Fall gelaufen ist, aber ich kann leider keine Ratschläge geben, ob und wie gegebenenfalls euer individueller Knieschaden therapierbar ist.
Jedem Leser der sich in einer ähnlichen Situation befindet wie ich, wünsche ich das Beste für sein Knie und gute Besserung! Hoffentlich erreichen wir alle wieder einen Zustand, in dem wir wie junge Hüpfer durch die Gegend springen können :-)
LG Tom