Unterwegs im Westen Kanadas - Teil 7 - Abseits des Tourismus

Im 6. Teil unseres Reiseberichts ging es um Wasserfälle und die wunderschöne Makrowelt des Wells Gray Provincial Parks. Im Herzen von British Columbia und weiter Richtung Westen entdecken wir im nächsten Abschnitt die Welt abseits der üblichen Reiserouten.

23.09.

Es ist 6:20 und wolkig, aber dort, wo die Sonne aufgeht, gibt es schon ein helles Licht in der Ferne. Ich packe meinen Kram, ziehe mich warm an und gehe hinaus zum Fotografieren. Die Geräusche und die Stimmung sind grandios. Im Wald tönen irgendwelche unbekannten Vögel und jede Minute wird das Licht besser. Irgendwann sehe ich auf dem See ein größeres Tier, das ab und an abtaucht. Ich kann leider nicht erkennen, ob es ein Biber oder ein Fischotter ist. Irgendwann ist es nicht mehr zu sehen. Der Sonnenaufgang wird richtig farbig und auf einmal steht auch Tom auf der Terrasse mit seinem Equipment und wir halten beide die wunderbaren Farben im Bild fest.

Leider sieht das Wetter jetzt ziemlich grau aus und es beginnt zu regnen. Wir gehen zum Frühstück und lassen es uns dort munden. Tja, auch danach ist das Wetter nicht besser, wir machen in aller Ruhe allen möglichen Kram fertig und fahren dann mal los, die Gravel Road an den Seen entlang. Die Straße wird immer unwegsamer und wir kommen an  komisch wirkenden Häusern vorbei. Zum Teil sind sie zu verkaufen und das wundert uns nicht so wirklich. Immer mehr Schlaglöcher kommen und die Piste wird zum Teil sehr schlammig. Zudem scheint der Weg so gut wie zu Ende zu sein. Wir drehen deshalb um und fahren zurück zur Lodge. Da das Wetter weiter recht trist ist, machen wir es uns dort gemütlich und verbringen den Tag faul mit Lesen, Bilder runterladen und faulenzen. Abends gibt es wieder Essen in der Hauptlodge und wir sind ein bisschen enttäuscht. Wir hatten uns das vegetarische Essen vorbestellt und bekommen Quinoa Plätzchen mit Sauerkraut und Nudeln. Die Nudeln sind ohne irgendwas, keine Sauce, noch nicht mal Butter. Das Sauerkraut passt gar nicht zu den Plätzchen und ist wahrscheinlich deshalb die Beilage, weil es zum Fleischgericht dazugehört. Aber wenigstens schmecken die zwei Plätzchen. Und auch das Dessert ist wieder lecker. Heute ist aufgrund des Wetters auch nichts mit Sterne fotografieren. Wir verbringen einen ruhigen Abend und gehen relativ früh ins Bett.

24.09.

Wir frühstücken noch in der Lodge und steigen dann ins Auto. Wir haben einen langen Fahrtweg zu unserer nächsten Lodge. An einem See entdecken wir einen Weißkopfseeadler. Ein wunderschönes Tier! Tom hält an und wir steigen aus.

Als Tom langsam den Abhang runtergeht, sucht das Tier allerdings das Weite. Wir fahren weiter an schönen Seen entlang und kommen später nach Lilooet. Dort kaufen wir ein und sind begeistert. So billig wie hier war es noch nirgendwo. Mit zwei Tüten verlassen wir den Buy low food und haben nur knapp 20 Dollar bezahlt. Nicht zu fassen, wenn man mal die Preise mit Jasper vergleicht.

Happy geht es weiter zum Tyax Wilderness Resort. Unsere Fahrt führt uns ein schönes Flusstal entlang. Die eindrucksvolle Landschaft gefällt uns sehr gut und wir genießen sie in vollen Zügen.

Die Straßenverhältnisse wechseln von gut zu eher schlecht, aber mit dem SUV und Toms Fahrkenntnissen ist alles gut zu bewältigen. Endlich sieht das Auto mal so richtig staubig nach Abenteuer aus! Nach 6 Stunden Fahrt erreichen wir die hübsche Lodge. Diese ist an einem See mit schönen Bergen gelegen.

Am Parkplatz werden wir von Chipmunks begrüßt, die sich dort mal wieder nicht von den Leuten stören lassen. Einfach putzig - die kleinen Wusel.

Es scheinen insgesamt nicht viele Menschen hier zu sein. Die Lodge liegt abseits der üblichen Touren und wir fühlen uns wohl an diesem Fleckchen Erde. Auf dem grünen Rasen turnen fröhlich die Eichhörnchen herum und auch hier gibt es wieder einen inkludierten Kanu und Kajakverleih. Wir besorgen uns an der Rezeption die Paddel unterschreiben vorher, dass wir niemanden verklagen, falls uns etwas passiert und dann geht es los. Auf einem toten Baum auf der gegenüberliegenden Seite entdecke ich etwas Helles und wir paddeln darauf zu. Es ist wieder ein Weißkopfseeadler, der nach einer Weile der Beobachtung die Flucht ergreift. Aber toll, dass man diese herrlichen Tiere hier überhaupt so zu sehen bekommt.

Wir paddeln zurück, diesmal geht es eindeutig besser als beim letzten Mal, machen uns einen leckeren Salat im Zimmer (das Essen in der Lodge selbst ist sehr teuer und wir müssen auf unsere Haushaltskasse achten) und trinken das ein oder andere Bierchen. 

Der Abend endet mit einer Folge House of cards, die wir hier am gefühlten Ende der Welt tatsächlich streamen können. 

25.09.

Es ist grau draußen und wir beeilen uns daher nicht mit dem Frühstück. Danach gehen wir raus und laufen den kleinen Trail am See entlang, den uns der Rezeptionist am Tag vorher gezeigt hatte. Nach kurzer Zeit entdecken wir einen Fischadler auf einem hohen Baum sitzen. Sehr cool!! Wir gehen näher ran und sehen, dass er einen dicken Fisch zwischen den Fängen hat.

Irgendwann ist es ihm dann aber zu doof und er fliegt mit seiner Beute weg. 

Auf dem weiteren Weg durch den Wald lassen sich andere kleine Vögel beobachten und fotografieren. Auf einem Nadelbaum sitzt ein Eichhörnchen völlig frei und lässt sich in aller Ruhe von uns ablichten.

Wir gehen den kleinen Weg am See entlang und auf einmal fliegt der Weißkopfseeadler über unsere Köpfe hinweg. 

Der Trail ist allerdings recht kurz und so gehen wir nach nicht allzu langer Zeit zur Lodge zurück. Tom probiert das Kajakfahren, aber es ist nicht wirklich sein Fall. Da er ins Zimmer geht, beschließe ich noch einmal, den kleinen Pfad am See entlang zu nehmen. Wir hatten auch Eistaucher gesehen und ich hoffte darauf, sie noch einmal näher sehen und fotografieren zu können. Ich setze mich also an eine Stelle direkt unten am Wasser und warte. Zwischendurch entdecke ich eine interessante Spinne und mehrere Großlibellen. Der Eistaucher kommt ab und zu mal ein bisschen in die Richtung, bleibt aber generell weit weg. Ich treffe Leute, die mir erklären, sie hätten hinten am Weg einen Bären aufgeschreckt. Allerdings bin ich bei der Beschreibung nicht sicher, ob sie wirklich einen Bären gesehen haben. Die Beschreibung kommt mir deutlich zu klein vor. 

Ich gehe auch weiter, weil ich nicht mehr daran glaube, dass sich die Eistaucher noch näher blicken lassen. Auf einmal sitzt neben mir im Busch ein Chipmunk und rührt sich nicht. Und vor mir auf dem Baum sitzt noch eins. Über dankbare Fotomotive freue ich mich immer und ich fotografiere, was das Zeug hält.

Ich gehe weiter voran, finde aber außer den süßen Chipmunks nichts, was sich noch lohnen würde, deshalb gehe ich irgendwann den Weg zurück. Auf einmal flattert neben mir etwas. Ein Bussard hat sich offenbar erschreckt und setzt sich erstmal auf den nächsten Baum in meiner Nähe. Dort habe ich Gelegenheit, Fotos zu machen und das Tier zu betrachten, bis es sich von seinem Schreck erholt und auf und davon macht. 

In der Lodge wieder angekommen, machen wir uns noch einen netten Abend mit Salat und House of cards. 

Im 8. und letzten Teil unseres Reiseberichts gibt es noch ein paar schöne Erlebnisse, unter anderem mit einer Schwarzbärin, der wir ganz schön nahe kamen!

LG

Heike