Unterwegs im Westen Kanadas - Teil 8 - Bäriges bei Whistler

Nach dem 7. Reisebericht kommt hier der letzte Teil zu unserer Kanadareise 2016. Wir hoffen ihr hattet genauso viel Spaß beim Lesen, wie wir beim Schreiben und so nehmen wir euch jetzt noch einmal mit auf die letzte Etappe nach Whistler, wo wir einer Schwarzbärin beeindruckend nahe kamen.

 

 

26.09.

Heute fahren wir nach Whistler. Hier fand 2010 die Olympiade statt, weshalb der Ort seitdem einiges an Bekanntheit erlangte. Auf dem Weg nach Whistler fahren wir wieder über Lilooet. Vorher entdecke ich allerdings die Weißkopfseeadler, die am Carpenter lake einen Horst haben. Riesiges Glück! Wir steigen aus dem Auto und können gute Fotos machen. Auf einmal entdecken wir noch ein Jungtier, das zu seinen Eltern fliegt. Mehrfach können wir Fotos von den Tieren machen. Später halten sie sich dann nur noch am Flussufer auf, dessen Sicht durch Bäume versperrt ist. Ein sehr schönes Erlebnis, diese majestätischen Tiere zu beobachten. 

 

 

Wir fahren weiter und die Gravel Road kommt uns nicht mehr so besonders schlimm vor. In Lilooet kaufen wir wieder günstig ein und machen uns weiter Richtung Whistler. Wir wussten es zwar schon, aber in Whistler bekommen wir dann doch den Zivilisationsschock. Alles voller Hotels und Menschen. Als wir in der Crystal lodge ankommen, finden wir keinen Parkplatz und bleiben kurz in einem Parkverbotsgebiet stehen, um einzuchecken. An der Lobby werden wir freundlich begrüßt. Uns wird gleich offeriert, dass meine Kreditkarte schon mal sicherheitshalber mit 150 Dollar belastet wird, die ich dann zurückerstattet bekomme. Zudem hören wir mit Erstaunen, dass die Tiefgaragenbenutzung 22 Dollar die Nacht kostet. Tja, was bleibt uns übrig. Irgendwo muss die Karre ja stehen. Also mal 44 Dollar für etwas bezahlt, was überall sonst inkludiert war. Unsere Laune wird nicht besser davon. Wir kommen in unser Zimmer und gleich die nächste Enttäuschung. Das Zimmer ist mini. Wir haben noch nicht einmal richtig Platz, um unsere Koffer und das Fotoequipment zu platzieren. Wenigstens ist ein kleiner Kühlschrank enthalten, den wir mit unseren mitgebrachten Einkäufen bestücken.  

 

Das Wetter ist nicht besonders gut, zwischenzeitlich hatte es mal geregnet, jetzt aber wieder aufgehört. Wir wollen noch ein bisschen rausgehen nach der langen Autofahrt und schauen, wo wir hingehen können. Wir entdecken den lost lake in unserer Nähe und einen nature trail, der dort entlangführt. Also gehen wir dorthin. Der Weg ist zunächst geterrt, der nature trail entpuppt sich aber als kleiner Pfad am See entlang. Auf einmal entdecken wir einen Vogel, der auf uns zufliegt und sich in direkter Sicht auf den nächsten Baum setzt. Es ist ein Belted Kingfisher, zu Deutsch "Gürtelfischer". Wir sind erstaunt, da wir so ein Tier hier nicht erwartet hätten. Zudem bin ich ein bisschen enttäuscht, denn natürlich haben wir das Fotoequipment nicht dabei. Wir wollten nur eine Runde raus gehen. Allerdings ist das Licht auch so düster, dass man nicht viel hätte fotografieren können. Wir gehen weiter und denken uns, dass wir am nächsten Tag direkt nach dem bereits gebuchten bear watching gleich wieder hierherkommen, in der Hoffnung, den Eisvogel ablichten zu können. Abends ist nicht mehr viel los, wir essen wieder mal Salat. Das Fenster müssen wir zulassen, da ansonsten der Stadtlärm viel zu laut ist. Whistler ist ein richtiger Touriort mit einer Art Mall in der es jede Menge Plätze zum Essen und Trinken gehen gibt. Dort ist bis spät abends ziemlich viel los, was wir in unserem Zimmer leider noch mitbekommen. 

 

27.09.

Wir stehen früh auf, da unser geführter Ausflug zu den Bären um 8 Uhr beginnt.  Wir treffen unseren Guide und ein anderes Pärchen und fahren mit einem Allradfahrzeug los auf den Berg. Es geht ziemlich steil nach oben. Wir hatten am Treffpunkt festgestellt, dass die Gondola gar nicht mehr fährt und fragen unseren Guide danach. Leider hat Whistler dieses Jahr die Sommer-Saison bereits Mitte September beendet und lässt die Gondeln und Sessellifte nur noch für den Bike Park und für das Wochenende offen. Wir können also unsere geplante Wanderung auf den Berg abhaken. Einerseits natürlich ärgerlich, zumal bestes Wetter angekündigt war, andererseits sparen wir uns die ziemlich teuren Gebühren von über 50 Dollar pro Person für die Gondelfahrt. 

 

Wir fahren den Berg hoch und sind ziemlich entsetzt, wie es hier aussieht. Alles wird für die Menschheit genutzt. Überall Bagger und Baustellen, Skipisten und neue Wege, die gebaut werden. Der Berg sieht schlimm aus. Kaum ein Gebiet, das nicht für irgendwas verwendet wird. Und hier sollen Bären leben? Wir fahren weiter hoch und klappern die für Bären bekannten Plätze ab. Allerdings sagt unser Guide auch, dass wir nicht mehr in der Bärensaison sind und es deshalb schwierig sein kann, welche zu finden. Wir fahren immer weiter, keine Bären in Sicht. Ich bin schon ein wenig pessimistisch angehaucht und glaube kaum, dass wir noch Bären zu Gesicht bekommen. Wir fahren weiter alle Plätze ab, die Sonne scheint, es ist kühl und wir können von hier oben die anderen Berge rundum sehen, ein wunderschöner Morgen also. Unser Guide Treeca fährt uns zu einem Toilettenhäuschen, das wir benutzen, auch um uns ein wenig sie Füße zu vertreten. Drinnen stinkt es zwar zum Gotterbarmen, aber immerhin gibt es hier überhaupt ein Klohäuschen. Wir wollen wieder ins Auto steigen, während Treeca plötzlich bemerkt, dass da hinten ein Bär sei! Wir schauen hin und tatsächlich: in weiter Entfernung ein schwarzer Punkt, der sich bewegt. Mit dem 400er Objektiv beobachten wir das Tier.

 

Dann beschließt unser Guide, dass wir jetzt dort hinfahren, um das Tier besser anschauen zu können. Gesagt, getan. Rein ins Auto und auf nach unten. In einiger Entfernung, aber schon sehr gut zu beobachten halten wir an. Treeca gibt uns ihr OK, dass wir aussteigen dürfen, allerdings sollen wir uns vor dem Truck sammeln. Dort beobachten wir das Tier, bei dem es sich um ein weibliches jüngeres Tier handeln muss. Der Bär nimmt kaum Notiz von uns. Allerdings schaut sie öfters in eine bestimmte Richtung und Treeca meint, dass dort wahrscheinlich ein anderer Bär sei. Wir schauen und auf einmal können wir dort in den herbstlich gefärbten Büschen einen anderen Schwarzbären sehen, der sich aufgestellt hat, um das Weibchen zu beobachten. Sehr cool, gleich zwei Schwarzbären auf einen Haufen und so lustig, wie da inmitten der Büsche ein Bär aufrecht steht und schaut :-)

 

 

"Unserer" Bärin ist der andere Bär nicht geheuer und sie kommt auf uns zu. Das finden wir doch jetzt etwas komisch, aber Treeca sagt, dass wir die Türen öffnen sollen und dort stehen bleiben können. Die Bärin kommt immer näher, unsere Kamerasensoren glühen und wir können die Bärin im schönen Licht und aus nächster Nähe fotografieren. Sie geht an uns vorbei und weiter den Hang hinauf. Dort bleibt sie in einem Kleefeld sitzen und fängt an, Klee zu mampfen. Was für ein Erlebnis! Wir stehen nur wenige 10 Meter entfernt und die Bärin läuft an uns vorbei.

 

 

Wir sind happy, Treeca auch. Da der andere Bär nicht mehr zu sehen ist, fahren wir noch einmal den Hang hinauf und beobachten die Bärin aus weiterer Entfernung beim Fressen. Sehr schön!

 

Irgendwann wird es Zeit zu gehen, da unser Trip nur bis 11 Uhr dauern soll und wir fahren weiter. "Thank you bear", sagt Treeca und wir empfinden das genauso. 

 

Auf dem Rückweg dann die nächste Überraschung, denn ziemlich direkt neben der Straße sitzt Ed, ein anderer Schwarzbär. Da vor ihm eine gespannte blaue Kordel hängt, ist fotografieren nicht so sinnvoll. Und Treeca drückt auch auf die Tube, da unsere Zeit bereits vorüber ist. So verabschieden wir uns auch von diesem Bär und sind froh, gleich drei Schwarzbären gesehen zu haben. Glücklich kehren wir ins Hotel zurück und lassen uns unsere Nudelsuppen schmecken. 

 

Später kehren wir zum Lost Lake zurück, schließlich haben wir die Hoffnung, den Gürtelfischer sehen zu können. Wir setzen uns auf die Bank und warten. Und irgendwann sehe ich etwas umherflitzen und dann hören wir ihn auch. Er setzt sich auf einen Baum in der Nähe und wir können ihn durch die Büsche hindurch fotografieren. Allerdings bei Zeiten unter aller Kanone. Keins meiner Bilder wird richtig scharf. Tom bekommt ein paar wenige Treffer bei 1/50 Belichtungszeit und 400mm. 

 

 

Wir überlegen und planen, am nächsten Morgen noch einmal hierherzukommen, in der Hoffnung, dass die Bäume dann bereits Licht abbekommen. Danach planen wir die Wanderung an die Joffre Lakes, da wir die ursprünglich geplante Tour nicht wandern können. 

 

Ein weiterer Abend geht mit Salat und Bierchen zu Ende.

 

28.09.

Wir stehen früh auf und laufen zum Lost Lake. Der liegt allerdings noch ziemlich neblig und düster und von morgendlichem Licht keine Spur. Vom Gürtelfischer allerdings auch nicht. Da es hier mehrere Seen in der Umgebung gibt, kann es natürlich sein, dass sich der Vogel auch mal woanders aufhält. Wir setzten uns und warten und genießen dabei die morgendliche ruhige Stimmung am See.

 

 

Es ist kalt und der Gürtelfischer tut uns leider nicht den Gefallen noch einmal aufzutauchen und auch sonst war der kurze Besuch eines Gänsesägers das einzige an Vogelaktivität,  was wir sichten konnten. Ok, dann eben nicht, denken wir und verlassen den See und unser Hotel und fahren zurück zu den Joffre Lakes.

 

Hier gibt es drei Seen, die vom Gletscher gespeist werden und eine wunderschöne Färbung haben. Der Lower Lake scheint uns gerade überlaufen, zudem ist der See mit Berg und Gletscher gerade in vollem Gegenlicht, so sparen wir uns das Fotografieren und laufen gleich los zum Middle Lake. Für die Wanderung bis zum Upper Lake sind 460 Höhenmeter zu bewältigen. Der Weg vom Middle zum Upper Lake ist als schwierig gekennzeichnet. Die Wanderung macht uns Spaß. Der Weg führt wieder durch einen wunderschönen Wald mit Moos und Pilzen und wir unterhalten uns sehr nett mit anderen Wanderern. So vergehen die Höhenmeter wie im Flug und wir kommen viel schneller zum Middle Lake als gedacht. Anstrengend ist die Tour aber schon. Gut, der Middle Lake ist auch gerade ziemlich bevölkert und es wird schwierig, Weitwinkelfotos ohne Menschen darauf zu machen. Wir gehen deshalb gerade weiter zum Upper Lake. Ok, der Weg wird schwieriger, er wird schlammig und führt jetzt größtenteils über Steine und teilweise über schlammige Treppen mit hohen Treppenstufen. Nicht mehr ganz so einfach, aber ich hatte es mir trotzdem schwieriger vorgestellt. Zwischendurch erreichen wir eine wunderschönen Wasserfall und dann den Upper Lake.

 

 

Er liegt mit einem wunderschön hellen Blauton vor uns, der Gletscher glitzert in der Sonne, es ist traumhaft. Tom und ich versuchen, über Baumstämme und Steine trocken an andere Stellen zu gelangen, um den besten Fotoplatz ausfindig zu machen.

 

 

Mir wird es allerdings irgendwann zu heikel. Das Wasser ist schon ein bisschen zu tief und die Steine und Totholzstämme unter Wasser sind wahnsinnig glatt. Ich habe keine Lust, mich am letzten Tag des Urlaubs noch zu verletzen. So balanciere ich über die Baumstämme zurück und wusch, rutsche ich aus und lande auf dem Hosenboden. Zum Glück nichts passiert, aber einmal werden meine Wanderschuhe mit dem kalten Gletscherwasser geflutet. Wir suchen uns dann einen schönen Platz auf den Steinen und essen unsere mitgebrachten Möhrchen. Zwischendurch entdecken wir noch zwei Vögel, die sich als Wasseramseln herausstellen. Sie baden im Wasser und sind schön zu beobachten.

 

 

Ein paar Gray Jays lassen sich wie immer auch blicken in der Hoffnung auf ein bisschen was zu essen und wie immer natürlich die putzigen Grey Squirrels.

Der Weg bergab geht dann noch einmal richtig auf die Knie. Witzigerweise kommen uns auf einmal lauter gestylte junge Leute entgegen, die mit ihren Chucks und weißen Leggins und knallrotem Lippenstift über den Weg stapfen. Der ist nun wirklich nicht dafür geeignet und wir wundern uns sehr, was die Leute dazu bewegt, mit diesen Klamotten hier hochzuwandern. Nicht ganz ungefährlich jedenfalls das Ganze Unterfangen. Kurzfristig denke ich, dass ich mittlerweile die einzige ungeschminkte und ungestylte Frau auf diesem Berg bin. Aber wenigstens brauche ich mir keine Gedanken um meine Klamotten oder Schuhe machen, denn die können den Schlamm wirklich ab. 

 

Zurück am Lower Lake wollen wir eigentlich nochmal fotografieren, unterlassen das aber dann, als dort ein asiatisches Pärchen ausgiebiges Fotoshooting macht. Die Dame hat ihre schicke Sonnenbrille auf und wechselt die Jacken, während ihr Typ sie dort vor dem See mit unterschiedlichen Stylings ablichtet. Es ist auch noch eine Asiatin mit einem komischen Pandakostüm zugegen, wahrscheinlich wird das dann auch noch vorgeführt. Sehr merkwürdig das Ganze. Wir haben keine Lust, noch ewig zu warten und beschließen zu fahren.

 

Wir fahren nach Squamish zu unserer letzten Unterkunft, bekommen dort ein Zimmer mit Küche und Sitzecke und haben glücklicherweise wieder Platz für unsere Koffer. Da es unser letzter Abend hier in Kanada ist, gehen wir asiatisch essen und beschließen den Abend mit einem weiteren leckeren Bierchen. 

 

Am nächsten Tag packen wir unsere Sachen, geben den Mietwagen bei Alamo ab und fliegen mit Condor zurück ins "schöne" Frankfurt ;-)

 

Das war sie also, unsere Kanadareise 2016 und wir hoffen, wir konnten euch auch ein Bisschen Spaß mit dem Reisebericht machen und einige schöne Eindrücke transportieren.

 

LG

Heike

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Kommentare: 3
  • #1

    Hans-Peter (Samstag, 04 Mai 2019 14:27)

    Hi ihr beiden � wieder ein toller Bericht mit tollen Bildern.

  • #2

    Jutta (Samstag, 04 Mai 2019 16:06)

    Hallo zusammen, hat Spaß gemacht mit zu lesen �. Im crystal in Whistler hatten wir super Glück mit einem Appartement für 3 Personen. Aber der Schock wenn du aus der „ Wildnis „ kommst, der ist schon heftig! Noch 26 Tage, dann geht es wieder los!
    Wunderbare Fotos, bei uns schleppt mein Mann und ich fotografiere �! Danke für euren Bericht!

  • #3

    Tom (Sonntag, 05 Mai 2019 10:32)

    Hey ihr beiden und danke für eure Kommentare!
    Ja Jutta, der Schock wenn man in Whistler ankommt ist schon krass, vor allem wie eng und laut es dort dann im Vergleich ist.
    Wir wünschen euch ganz viel Spaß bei eurem Trip nach Kanada und viele tolle Erlebnisse und Bilder :-)
    Liebe Grüße,
    Tom